Schon vor über 100 Jahren wurden Häuser mit dem Naturmaterial Stroh gebaut. Zwischenzeitlich ist diese nachhaltige Bauweise aber wieder in Vergessenheit geraten. Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Hausbau oder bei der Renovierung von Gebäuden eine immer wichtigere Rolle. Und im Zuge dieser Entwicklung wurde auch die umweltfreundliche Strohbauweise wiederentdeckt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Immer häufiger kommen umweltfreundliche Baustoffe bei Neubauten oder Haussanierungen zum Einsatz. Während die meisten Personen hier sicherlich vor allem Holz oder auch Lehm im Kopf haben, gibt es mit Stroh noch ein weiteres Baumaterial, welches besonders nachhaltig ist und schnell nachwächst. Strohhäuser sind dabei optisch nicht von herkömmlichen Häusern zu unterscheiden. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen die Vor- und Nachteile dieser speziellen Bauweise aufzeigen.
Häuser aus Stroh – damals und heute
Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Häuser mit dem Naturbaustoff Stroh gebaut. Damals wurden die Gebäude von amerikanischen Siedlern mit quaderförmigen Strohballen gebaut. Die Sieder waren dabei positiv überrascht, dass das Material sowohl die Hitze des Sommers, als auch die Kälte im Winter problemlos überstand und ein angenehmes Klima bescherte.
Mit heutigen Strohhäusern hat dies aber gar nichts mehr zu tun. Heutzutage kommt der Baustoff vor allem in Passiv- oder Niedrigenergiehäusern zum Einsatz. Beim modernen Strohhaus wird vor allem auf Strohhalme aus Weizen und Roggen gesetzt. Dabei gelten verschiedene Anforderungen. So müssen die Halme möglichst unbeschädigt und lang sein und werden anschließend von landwirtschaftlichen Ballenpressen in Form gebracht. Die Rohdichte der Ballen muss dabei mindestens 100 Kilogramm pro Kubikmeter aufweisen – dies ist für die Wärmedämmung und auch den Schallschutz wichtig.
Sogenanntes Baustroh kommt im Hausbau an verschiedenen Stellen zum Einsatz. Beispielsweise bei als statisches Element oder zur Dämmung von Außenwänden, Dächern und Decken sowie in der Bodenplatte.
Vorteile von Strohballenhäusern im Überblick
- Energieeffizient:
Strohballenhäuser gelten als besonders energieeffizient und ermöglichen beispielsweise in Kombination mit der richtigen Energiequelle den Bau eines Nullenergiehauses. - Klimafreundlich:
Im Vergleich zu herkömmlich erbauten Häusern spart der Bau eines Strohhauses ca. 80 – 100 Tonnen CO2 ein. Bereits die Herstellung des Baumaterials ist sehr klimafreundlich. Auch auf Zusatzstoffe wird in der Regel verzichtet. - Wärme- und Lärmdämmend:
Strohhäuser bieten eine sehr gute Wärmedämmung. Der U-Wert, also der Wärmedurchgangskoeffizient, liegt zwischen 0,1 und 0,14 W/m²K. Dank einer sehr guten Lärmdämmung bietet das Strohhaus auch einen sehr guten Schallschutz. - Gesund:
Das Strohhaus bietet mit seinen atmungsaktiven Wänden ein sehr gutes Raumklima und ist auch für Allergiker bestens geeignet. Darüber hinaus schützt der Baustoff auch vor Elektrosmog. - Nachhaltig:
Stroh gilt als besonders ökologischer Baustoff, denn er wird aus einem Abfallprodukt hergestellt. Getreide wächst schnell nach, ist regional und darüber hinaus auch vollständig biologisch abbaubar.
Nachteile von Strohballenhäusern im Überblick
- Aufwendig:
Bauen mit Stroh ist im Vergleich zu anderen Bauweisen sehr aufwendig, da es eine sehr genaue Planung und Ausführung benötigt. - Feuchtigkeit:
Grundsätzlich übersteht Stroh Feuchtigkeit ohne Probleme. Allerdings darf Stroh nicht durchnässen, sonst besteht Schimmelgefahr. - Bauablauf:
Damit einhergehend, kann sich auch der Bauablauf etwas verzögern, denn der Bau ist stark wetterabhängig und eine trockene Lagerung des Baustoffes muss gewährleistet sein.