Kein anderes Wohnaccessoire bringt so viel Leben in unser Zuhause wie die Zimmerpflanze. Und das wortwörtlich: Neben dem schönen Anblick beschenkt sie uns auch mit Sauerstoff. Dennoch hält sich bis heute recht hartnäckig die Behauptung, gerade im Schlafzimmer wären Pflanzen alles andere als gesund.
Zugegeben, völlig aus der Luft gegriffen ist dieser Verdacht nicht, und das paradoxerweise ausgerechnet aufgrund der Photosynthese: Bei diesem physiologischen Vorgang wandeln Pflanzen das von Menschen ausgeatmete Kohlendioxid in wertvollen Sauerstoff um. Im dunklen Schlafzimmer kann dieser Prozess nicht wie gewohnt stattfinden, da das dazu benötigte Licht fehlt. In der Dunkelheit nehmen Pflanzen vermehrt Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid wieder ab. Kein Wunder also, dass so mancher sich bislang lieber keinen Fikus neben das Bett stellen wollte, wenn dieser einem dann doch nur die Atemluft streitig macht.
Forschern des deutschen Umweltbundesamtes zufolge ist diese Angst, wenn auch in der Theorie nachvollziehbar, dennoch unbegründet: Laut ihren Studien würde ein Quadratmeter Blattfläche in einem dunklen Raum pro Stunde etwa 125 ml Kohlendioxid absondern. Eine sehr geringe Menge, vor allem wenn man sich zum Vergleich vor Augen hält, wie viel Kohlendioxid der Mensch selbst von sich gibt: ganze 15 – 30 Liter pro Stunde, also mindestens 120 Mal so viel wie eine Pflanze besagter Blattfläche. Demnach stellt also der neben Ihnen schlafende Bettpartner die größere Gefahr dar, was den Sauerstoffraub betrifft.
Schlafen im Wohlfühlbereich
Neben dieser durchaus positiven Nachricht gibt es vom Umweltbundesamt aber auch einen kleinen Dämpfer: Schon 1989 hatte die NASA einen Forschungsbericht vorgelegt, wonach gewisse Pflanzen geradezu luftreinigende Eigenschaften hätten und die Raumluft von gesundheitsgefährdenden Schadstoffen wie Formaldehyd weitgehend befreien können. Diese Erkenntnis sei von der Raumstation auf einen gewöhnlichen irdischen Innenraum aber leider nicht direkt übertragbar, so die deutschen Umweltforscher. Um einen wirklich nennenswerten Effekt zu erzielen, müsste man sich schon mit einer beträchtlichen Menge an Pflanzen umgeben. Dennoch hätte die Topfpflanze im Schlafgemach durchaus positive Auswirkungen auf die Gesundheit: Alleine durch das Betreten eines schön eingerichteten Schlafzimmers erhöht sich bei vielen Menschen das Wohlbefinden, sodass sie leichter entspannen können und zum ruhigen Schlaf finden. Ob man nun also die luftfilternden Fähigkeiten der Pflanzen anzweifelt oder nicht – vor ihrer nächtlichen Anwesenheit sollte man sich zumindest nicht mehr fürchten müssen. Um die Wahl der grünen Dekoration Ihres Schlafzimmers zu erleichtern, möchten wir Ihnen im Folgenden fünf Pflanzen vorstellen, denen spezielle schlafverbessernde Eigenschaften nachgesagt werden.
1. Das Einblatt
Mit seiner großzügigen Verdunstung kann das Einblatt die Luftfeuchtigkeit eines nicht allzu großen Raums um bis zu 5 % steigern. Ein guter Zimmergenosse für all diejenigen, die mit trockenen Schleimhäuten zu kämpfen haben. Neben bereits erwähnten Schadstoffen soll das Einblatt außerdem menschliche Ausdünstungen wie Aceton und Ammoniak absorbieren können. Ein weiteres Plus: Diese langstielige Schönheit fühlt sich auch in Zimmern mit sehr kleinen Fenstern wohl und kann notfalls sogar ganz ohne Sonnenlicht auskommen.
2. Der Bogenhanf
Anders als die meisten anderen Pflanzen denkt der großblättrige Bogenhanf (Schwiegermutterzunge) gar nicht daran, bei Lichtentzug weniger Sauerstoff als Kohlendioxid freizusetzen, im Gegenteil. Dieser pflegeleichte Geselle produziert sogar noch mehr Sauerstoff, je weniger Wasser er erhält. Weiters attestierte die erwähnte NASA-Studie dem Bogenhanf, Schadstoffe wie Trichlorethan, Benzol oder Formaldehyd aus der Luft filtern zu können. Doch Vorsicht: Bogenhanf enthält giftige Saponine, die Haustieren und neugierigen Kleinkindern gefährlich werden können, wenn er angeknabbert wird.
3. Gardenia jasminoides
Etwas anspruchsvoller in der Pflege ist die Gardenie. Dafür trumpft speziell die Art der Gardenia jasminoides mit einem besonderen Bonus auf: Deutschen Forschern zufolge soll ihr Duft stimmungsaufhellend, aber auch beruhigend wirken. In einer Versuchsreihe mit Mäusen wurde durch den Jasminduft ein molekularer Wirkmechanismus ausgelöst, der dem von Barbituraten (Schlafmittel) und Propofol (Hypnotika) gleichkommt. Diese häufig verordneten Psychopharmaka gehen mit schweren Nebenwirkungen einher – diese müssen bei der Jasminblüte noch erforscht werden, sind aber eher auszuschließen.
4. Das Zitronengras
Wer im Sommer gerne bei geöffnetem Fenster schläft, sollte sein Fensterbrett mit ein paar Stauden Zitronengras schmücken. So angenehm frisch dessen Duft für uns Menschen nämlich sein mag, so abstoßend finden ihn Stechmücken. Dank des verströmten Citronella-Öls schwirren sie doch lieber ab. Das macht die Pflanze zu einer gesunden Alternative, um auch ohne chemische Mittel im Sommer kühl und ungestört schlafen zu können.
5. Die Goldfruchtpalme
Die Pflanze macht sich nicht nur auf Fotos besonders gut, sie kann speziell Menschen mit strapazierten Atemwegen Linderung bringen: Dank ihrer hohen Verdunstung (bis zu 1 Liter pro Tag) agiert sie als natürlicher Luftbefeuchter.
Sie sehen also, auch die botanische Gestaltung des Schlafzimmers können Sie an Ihre individuellen Vorlieben und Bedürfnisse anpassen.
Gesunder Raum, gesunder Schlaf
Offensichtlich kann es sich bei dieser pflanzlichen Dekoration nur um das Tüpfelchen auf dem i handeln – am wichtigsten ist und bleibt, worauf Sie schlafen und wie verträglich der Schlafraum im Allgemeinen für Sie ist.
Bei der Wahl Ihres Bettes sollten Sie sich weder von Billigangeboten noch von falschen Luxusversprechen täuschen lassen. Ein gesundes, schlafförderndes System zeichnet sich durch orthopädisch korrekte Passform und natürliche Materialien aus, wie z. B. Naturkautschuk, Bio-Schafschurwolle, schonend behandeltes Holz und Baumwolle. Um im Schlaf nicht Nacht für Nacht Bodenstaub einzuatmen, empfiehlt es sich mindestens 35 cm über dem Boden zu liegen. Pro Person sollte bei der Liegefläche mit einer Breite von 90 – 100 cm gerechnet werden, die Länge des Bettes idealerweise 20 cm länger als die Gesamtkörpergröße des Schlafenden sein.
Auch bei der übrigen Einrichtung des Zimmers sollten Sie möglichst auf naturbelassene Stoffe vertrauen. Statt Teppichen aus synthetischen Materialien setzen Sie lieber auf Schafschurwolle, den Holzboden pflegt man vorzugsweise mit natürlichen Mitteln wie Öl und Wachs. Um nachts sorglos durchatmen zu können, sollten Sie pro Person zumindest 7,5m² Raumfläche zur Verfügung haben. Wer nicht gerne bei gekipptem Fenster schläft, kann außerdem vor dem Zubettgehen stoßlüften. Sorgen Sie für möglichst viel Abdunkelung und Stille (Jalousien, Schlafbrille und Ohrenstöpsel helfen gerne weiter) und genießen Sie die wohlverdiente Nachtruhe.